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Christian Kromoser - Inline Skate

Das Stehaufmännchen

Ein Top-10-Ergebnis bei The World Games in Birmingham (7. bis 17. Juli 2022) war das Minimalziel. Vielleicht Top-5. Und wenn alles gut läuft … Doch dann kam der 9. Juni 2022, der Tag, der im Leben von Christian Kromoser vieles veränderte.

Der Inline-Speedskater wurde beim Weltcup auf Madeira in einen folgenschweren Massensturz verwickelt. „Ich wusste gar nicht, wie mir geschieht, plötzlich sind fünf Leute auf mich draufgeflogen und wir sind in die Bande gekracht.“

Die hielt dem Druck nicht stand, Kromoser zog sich an einer scharfen Bruchstelle eine tiefe Schnittwunde im Knie zu. Und stand trotzdem wieder auf, um das Rennen zu Ende zu fahren. „Ich wollte mich ja für das Finale qualifizieren, in dem Moment war mir nur der Wettkampf wichtig“, erinnert sich Kromoser, der erst im Ziel das Ausmaß der Verletzung erkannte.

Die nächsten Tage waren für den promovierten Mediziner eine Achterbahnfahrt. „Nach dem Sturz war sofort der Doktor in mir aktiviert, bis ich im Flieger gesessen bin, habe ich nur versucht, zu funktionieren. Das war nicht leicht, auf der Heimreise hat es schon auch die eine oder andere Träne gegeben. Aber ich habe versucht, mich sofort wieder auf mein großes Ziel, die Teilnahme an den World Games, zu fokussieren – unabhängig davon, ob es sich ausgeht.“

Zur tiefen Schnittwunde kamen noch einige feine Frakturen im Schienbeinkopf, aber: „Ich hatte Glück im Unglück, dass es keine schwere Verletzung war. Zumindest Bänder und Knorpel haben nichts abbekommen“, begann der vielfache Staatsmeister sofort nach der Operation mit der Reha.

Und schnürte nur 11 Tage nach dem Horror-Sturz bereits wieder seine Skates, ließ sich auch das finale Trainingslager in Kolumbien nicht nehmen. „Es war die oberste Liga am Start, das hat mir gezeigt, wo ich aktuell stehe. Natürlich konnte ich sie noch nicht fordern, das war auch nicht anders zu erwarten, aber ich bin extrem zufrieden, auf was für einem Level ich drei Wochen nach dem Sturz schon wieder fahre“, trainierte Kromoser auf der World Games-Bahn von 2013 gemeinsam mit Weltmeistern und solchen, die es zukünftig werden wollen.

„Inline-Skaten kommt in Kolumbien nach Fußball, Radsport und Baseball. Am Nachmittag hast du bis zu 300 Leute auf der Bahn – von schnellen Rookies bis zu den Profis. Dank seines Netzwerks und seines Status kam der Einzelkämpfer bei einem Bekannten unter. Homestay statt Luxushotel. „Da gibt es keinen Schnickschnack, nicht einmal warmes Wasser. Hier dreht sich wirklich alles nur um eines: das Skaten“, ist Kromoser dankbar für die Unterstützung der lokalen Community. „Die Athleten und Trainer fiebern mit mir mit, drücken mir für die World Games die Daumen. Das ist auch mental ein großer Schub!“

Am Montag geht es von Cali nach Birmingham, wo der Niederösterreicher bei seinen zweiten World Games an den Start gehen wird. „Mal schauen, was uns dort erwartet. Was ich gehört habe, sind die Bedingungen recht schwierig, aber ich freue mich auf die Rennen und darauf, diese einzigartige Veranstaltung wieder erleben zu können.“ Das Ergebnis ist zweitrangig. „Ich bin unglaublich stolz darauf, was ich geschafft habe, und weiß, dass ich alles rausgeholt habe, was in diesen drei Wochen seit dem Sturz möglich war. Alles was jetzt kommt, ist Zugabe für mich!“

Die Medaillen im Inline-Speedskating werden von 8. bis 11. Juli im Powell Steam Plant, einem ehemaligen Elektrizitätswerk, vergeben.